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Familienurlaub im Tiny House

Noch dämmert es. Wir Eltern liegen oben im Stockbett, atmen den Duft von Fichtenholz ein und schauen aus dem Dachfenster in den Morgenhimmel. Unten raschelt eine Bettdecke. Kurz darauf tapsen nackte Kinderfüße über den Holzboden. Im Schlafanzug sitzt unser Kleiner auf der Bank vor dem Panoramafenster und schaut hinaus in die verschneite Winterlandschaft, die gerade aus der Nacht erwacht.​

Cabinski – was ist das?

Gemütlicher kann man im Winter nicht wohnen.


Cabinski sind zehn minimalistische, komfortable und moderne Tiny Houses in St. Gallenkirch im österreichischen Vorarlberg. Sie sind inmitten einer malerischen Wiese direkt am Waldrand und von majestätischen Bergen umgeben. Dass diese Tiny Häuser etwas Besonderes sind, das sieht man auf den ersten Blick. Alles ist aus Holz, Metall und Glas. Vorn die Eingangstür, hinten ein riesiges Panoramafenster: Die Form der Cabins ist nicht die eines normalen Häuschens.

Die Innenwelt der Cabins

Unsere Tochter betritt die Cabin und ist fasziniert von dem großen Doppelstockbett. Unten möchte sie mit ihrem Bruder schlafen und nennt es ihre „Räuberhöhle“. Eine breite Treppe führt hinauf ins Loftbett, wo mein Mann und ich die kommenden Tage verbringen werden. Durch das große Dachfenster haben wir direkten Blick auf den Himmel. Die Treppe dient zugleich als Rückwand der Küche, die mit allem Notwendigen ausgestattet ist, einschließlich Cerankochfeldern, Spülmaschine, Kühlschrank und Mikrowelle mit Grillfunktion.
In einem offenen Regal stehen Töpfe, eine Glaskaraffe, eine Handkaffeemühle und ein Schwanenhalskessel aus Edelstahl zum Wasserkochen. Das hochwertige Geschirr aus handgefertigtem Steinzeug aus Portugal steht ebenfalls bereit. Ein Holztisch mit vier Stühlen vervollkommnen den Essbereich.

Familienurlaub im Tiny House

Während wir die Cabin weiter erkunden und die Wärme und Gemütlichkeit genießen, haben sich die Kinder auf der breiten Bank vor dem Panoramafenster niedergelassen. Dort warten zahlreiche Kissen und Kuscheldecken auf sie. Beide drücken ihre Nasen an der Scheibe platt und betrachten die verschneiten Berge.
Die Frage, ob ein Familienurlaub im Tiny House im Winter funktioniert, beschäftigt uns. Schließlich sind Tiny Häuser naturgemäß klein. Doch wir sind angenehm überrascht, wie gut die Cabins den begrenzten Raum nutzen.
In den großen Schubladen unter der Bank bringen wir unsere Kleidung unter, und zahlreiche Haken entlang der Wand bieten Platz für Skijacken und Schneeanzüge. Die Schuhe finden im Schuhregal unter der Garderobe neben der Eingangstür Platz. In den darüberliegenden Fächern verstauen wir Spielsachen und andere Gegenstände, und auch im Badezimmer gibt es erstaunlich viel Stauraum.


Wir sitzen am Fenster und spielen Memory. Auf dem Herd köchelt Tomatensauce. Es ist gemütlich in unserer Cabin. Das Tiny House versprüht eine Wärme und Wohlbehagen wie ich es noch selten in einer Urlaubsunterkunft verspürt habe. Das Tiny House ist gemütlich und modern zugleich, minimalistisch und doch wahnsinnig vielseitig. Das Gute am minimalistischen Reisen: Man konzentriert sich auf das Wesentliche, lebt im Hier und Jetzt, weit weg von der ständigen Erreichbarkeit, die im Alltag so häufig verlangt wird. Das tut gut. Der Kopf kommt zur Ruhe. Und während ich so am Fenster sitze und meine Familie beobachte, kommen Erinnerungen an unsere Campingurlaube hoch. Tiny House und Campen, das ähnelt sich gewaltig. Denn „Downsizing“, sich verkleinern und auf das Nötige besinnen, zeichnet im Grunde genommen den Kern beider Reiseformen aus.

Nachhaltigkeit im Cabinski

Die Idee zu Cabinski entstand bei den Freunden Christopher Eichhorn und Tim Suske im Jahr 2017. Beide teilen eine langjährige Liebe zu den Bergen. Vor fünf Jahren bot sich die Möglichkeit, eine 2.500 Quadratmeter große Wiese zu pachten, jedoch nur für 25 Jahre. Ein klassisches Hotel oder Ferienwohnungen zu bauen, war daher nicht möglich. Mit dem Ziel, nachhaltigen Tourismus in den Alpen zu fördern, entwickelten die beiden die Idee eines Pop-up-Hotels – Cabinski wurde geboren. Es eröffnete im Sommer 2020 und ist seitdem nahezu ständig ausgebucht.

In Cabinski spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle. Die Tiny Houses wurden hauptsächlich aus österreichischem Holz hergestellt. Die Gäste schlafen in fair produzierter Bio-Bettwäsche und nutzen umweltfreundliche Seife. Das Bergwasser, zum Duschen verwendet, wird mit einer Luft-Wärmepumpe erwärmt. Sogar die Tischplatte und die Filzunterlagen stammen aus nachhaltigen Quellen.

Der Zauber des Minimalismus

Minimalismus tut gut: Man konzentriert sich auf das Wesentliche.

Nach einem langen Tag auf der Piste kommen wir zurück in unsere Cabin. In Skiunterwäsche sitzen wir am Tisch. Es gibt kein Fernseher und wir haben nur wenige Spielsachen dabei. Es gibt kein Gestreite und kein Gequengel. Wir lesen Bücher und erzählen uns Geschichten. Wir genießen diese intensive Familienzeit.

Das Wohnen auf rund 27 Quadratmeter Fläche schränkt uns nicht ein. Ganz im Gegenteil. Wir fühlen uns so frei und unbeschwert wie selten zu vor. Familienurlaub im Tiny House: Das sollte jede Familie mal ausprobieren.

Infos Cabinski

Die zehn Tiny Houses stehen in St. Gallenkirch im Montafon auf einer 2.500 Quadratmeter großen Wiese. Die Cabins haben eine Brutto-Grundfläche von 35 m2 und bieten eine Netto-Wohnfläche von knapp 27 m2. Sie sind 10 Meter lang, 3,5 Meter breit und 11 Tonnen schwer. Die Häuser werden über eine wassergeführte Fußbodenheizung geheizt. Die gesamte Aufbereitung des warmen Wassers erfolgt über einen zentral installierten Luft-Wärmetauscher, der mit Ökostrom betrieben wird. Die Tiny Houses lassen die Gründer Tim Suske und Christopher Eichhorn in Holzrahmenbauweise fertigen. Dabei werden nur hochwertige Materialien verwendet: nur Holz oder Glas, kein Plastik.

Im Moment entsteht im Kleinwalsertal der zweite Cabinski Standort. Ich freue mich schon darauf.

Preis: Die Nacht für 2 Personen in einer Cabin kostet ab 99 Euro. Mindestaufenthalt sind drei Nächte. Info: www.cabinski.at

Fotos: Isabell Krautberger / Lena Everding cabinsiki GmbH

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